Omnibus-Verfahren: Weniger Berichtspflichten, mehr Chancen
Warum jetzt der richtige Moment für strategisches Handeln ist
Das derzeit laufende Omnibus-Verfahren der EU könnte für viele Unternehmen eine spürbare Entlastung bringen. Die EU-Kommission plant, die Schwellenwerte für die CSRD-Berichterstattung anzuheben, Anforderungen zu lockern und den Zeitplan zur Berichtspflicht zu verschieben. Doch solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, bleibt die rechtliche Unsicherheit groß. Sollen Unternehmen nun alle Berichtsaktivitäten stoppen und abwarten – oder ist es strategisch sinnvoller dranzubleiben?
Gerade im Mittelstand dürfte die Versuchung groß sein, Nachhaltigkeitsinitiativen auf Eis zu legen oder deutlich zurückzufahren. Doch dieser Schritt könnte sich als kurzsichtig erweisen.
4 Gründe, warum Nachhaltigkeit weiterhin Priorität haben sollte
Das Omnibus-Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Statt passiv auf die Entscheidung zu warten, sollten Unternehmen gezielt an ihrer doppelten Wesentlichkeitsanalyse weiterarbeiten. Wer jetzt alles stoppt, geht ein Risiko ein – denn falls die Vorschläge der EU-Kommission nicht umgesetzt werden, bleibt die Berichtspflicht bestehen.
Doch selbst wenn sie entfällt, sind die Analyse-Ergebnisse wertvoll: Sie helfen, das eigene Geschäftsmodell und die Lieferketten strategisch zu überprüfen – ein essenzieller Schritt in einer zunehmend unsicheren geopolitischen Lage.
Unsere Empfehlung: Die Omnibus-Entscheidung abwarten, aber aktiv bleiben.
Auch ohne gesetzliche Berichtspflicht bleibt die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsinformationen hoch. Wer sich jetzt zurückzieht, riskiert Vertrauen bei Stakeholdern, Investoren und Kunden – und schwächt gleichzeitig die eigene Arbeitgeberattraktivität.
Ein gut gemachter Nachhaltigkeitsbericht ist nicht nur ein Differenzierungsmerkmal, sondern auch ein klares Zeichen für Zukunftsorientierung. Unternehmen, die aus der CSRD-Pflicht herausfallen, können mit einem freiwilligen VSME-Bericht weiterhin Transparenz zeigen. Die dafür erhobenen Daten sind nicht nur wertvoll für strategische Entscheidungen, sondern bieten eine solide Grundlage, falls die Berichtspflicht später doch wieder greift. Ein Umstieg von VSME zurück auf CSRD ist mit dieser Basis deutlich einfacher.
Unsere Empfehlung: Nutzt den VSME-Standard als freiwilliges Signal für Stakeholder, Investoren und Ihr Employer Branding – und bleibt für eine mögliche CSRD-Pflicht vorbereitet.
Das Omnibus-Verfahren und der mögliche Wegfall der Berichtspflicht schaffen neue Kapazitäten – eine Chance, diese gezielt für echte Nachhaltigkeitsmaßnahmen einzusetzen. Statt Ressourcen in Berichtsprozesse zu stecken, können Unternehmen den Fokus auf Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder nachhaltige Technologien legen.
Viele dieser Maßnahmen sind ohnehin durch regulatorische Vorgaben relevant – unabhängig von der Berichtspflicht. Zudem bieten sie handfeste Vorteile: Kosteneinsparungen, Innovationspotenziale und eine zukunftsfähige strategische Ausrichtung.
Unsere Empfehlung: Nutzt die freiwerdenden Ressourcen für konkrete Maßnahmen, die euer Unternehmen nachhaltig stärken – mit oder ohne Berichtspflicht.
Auch wenn die Berichtspflichten voraussichtlich gelockert werden, bleiben andere regulatorische Anforderungen bestehen – und rücken teils sogar näher. Ab Dezember 2025 gilt die EU Deforestation Regulation (EUDR), und ab 2027 wird der digitale Produktpass (DPP) im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie (ESPR) verpflichtend.
Statt abzuwarten, kann es sinnvoll sein, jetzt Ressourcen gezielt in diese Compliance-Themen zu investieren. Wer frühzeitig handelt, verschafft sich einen Vorsprung – und hält den Kopf frei für das eigentliche Kerngeschäft.
Unsere Empfehlung: Nutzt freiwerdende Kapazitäten, um euch rechtzeitig auf kommende regulatorische Pflichten vorzubereiten – und vermeidet so teure Last-Minute-Anpassungen.
Fazit
Das Omnibus-Verfahren könnte Unternehmen entlasten – doch wer es nur als Gelegenheit zum Stillstand sieht, vergibt wertvolle Chancen. Statt sich allein auf die gelockerten Berichtspflichten zu konzentrieren, lohnt es sich, die freigewordenen Kapazitäten gezielt zu nutzen: für nachhaltige Maßnahmen, strategische Weiterentwicklung und die Erfüllung anderer regulatorischer Anforderungen.
So bleiben Unternehmen nicht nur compliant, sondern auch zukunftsfähig und wettbewerbsstark.
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